Im insgesamt sehr empfehlenswerten Handicapper Think Tank des SBR Forums gibt es einen Thread, der die These vertritt, dass Arbitrage-Wetten[1] Geldverschwendung sind, sofern eine der beiden Wetten bei Pinnacle abgegeben wird – stattdessen solle man sich die Wette bei Pinnacle sparen, und nur beim anderen Anbieter setzen.
Der Post des Nutzers Sawyer beruht auf einer Reihe von falschen Annahmen, die wichtigste ist aber diese: Die Preise von Pinnacle sind immer effizient. Zwar ist richtig, dass Pinnacle in aller Regel effizienter ist als die meisten Buchmacher, aber das heißt nicht, dass Pinnacle nie falsch liegt.
Wer von Markteffizienz beim Wetten redet, hat keine echte Ahnung
Wenn die Effizienz der Märkte als Grund dafür angeführt wird, dass man mit Wetten in diesen Märkten langfristig Geld verliert, kommt diese Aussage nach meinen Erfahrungen meist von überdurchschnittlich intelligenten Leuten mit einem Hintergrund in VWL oder Mathematik, die es aber nie geschafft haben, den entsprechenden Markt zu knacken – sei es weil sie daran gescheitert sind, oder das Unterfangen von vorne herein für sinnlos halten.
Anders gesagt: In der Aussage schwingt in aller Regel eine gewisse Ahnungslosigkeit oder gar Frustration mit. Die generelle Logik ist dabei nicht völlig falsch: Wenn du zufällig wettest, oder mit einer Methodik, die nicht besser als eine zufällige Wahl ist, dann wirst du aufgrund der Buchmachermarge tatsächlich Geld verlieren[2].
Dennoch liegt in der Effizienztheorie zumindest in Wettmärkten ein Denkfehler – nur weil der Buchmacher insgesamt verdient, müssen deshalb nicht alle anderen verlieren.
Wo beim Wetten der Denkfehler der Effizienztheorie liegt
Das Problem an der Effizienztheorie ist, dass sie den Durchschnitt verallgemeinert. Zwar kannst du kein Geld verdienen, wenn du jede Wettmöglichkeit nutzt. Gleichermaßen wirst du langfristig Geld verlieren, wenn du eine zufällige Unterstichprobe aus allen Wettmöglichkeiten nimmst – was auf die Mehrheit der Marktteilnehmer zutrifft.
Wohl aber ist es möglich, mit der korrekten Methodik (beispielsweise einem guten Modell) Unterstichproben zu identifizieren, innerhalb derer der Markt ineffizient ist – obwohl er global effizient ist. Grafisch kannst du dir das schematisch so vorstellen:
Globale Effizienz vs lokale Ineffizienz in einem gegebenen Zeitraum
Während die Buchmacher über alle Wetten hinweg aufgrund der Marge ihren Gewinn machen, weil die meisten Marktteilnehmer ihre Wetten effektiv zufällig auswählen, sind Wettprofis in der Lage, die Wetten zu identifizieren, die ihnen auf Dauer Gewinn einbringen. Zeitweilig kannst du in einem gegebenen Zeitraum auch mit den besten Wetten im Minus landen[3] - und umgekehrt kann man auch ohne Ahnung eine Weile Gewinn machen.
Im Kern geht es beim profitablen Wetten darum, Signal von weißem Rauschen zu unterscheiden, um so (wie in der Grafik angedeutet) die ineffizienten Stellen im global effizienten Markt zu entdecken.
Fußnoten:
[1] Arbitragewetten, auch Surebets genannt, nutzen Preisunterschiede zwischen verschiedenen Buchmachern, um mit Wetten auf beide Seiten einen Profit unabhängig vom Spielausgang zu garantieren.
[2] Ohne Buchmachermarge strebt der Profit bei zufälligen Wetten langfristig gegen 0.
[3] Auch Profis haben schlechte Monate, Quartale, oder gar Halbjahre – und auch über ein Jahr hinweg kann man mit den besten Methoden im Minus landen, es ist nur sehr selten.