Sinn und Unsinn der Cash Out-Funktion

Angesichts des momentanen Tabellenstands in Premier League und des Erfolgs von Leicester sehe ich derzeit oft die gleiche Frage, die oft auch nach fast gewonnenen Kombinationswetten auftaucht: Soll ich die Cash Out-Funktion nutzen?

Diese Frage korrekt zu beantworten ist nicht ganz leicht, weil es eine Frage des Blickwinkels ist – und sich die richtigen Antworten je nach Blickwinkel durchaus widersprechen können.

Value und Risikomanagement

Es gibt zwei Faktoren, die hier eine Rolle spielen:

1. Ist die Cash Out-Wette Value?
2. Risikomanagement
   
   

1. Ist die Cash Out-Wette Value?

Was bei der Cash Out-Funktion gerne übersehen wird, ist dass es sich dabei auch nur um eine weitere Wette handelt, die du eigenständig bewerten solltest. Ist diese Wette selber Value, dann ist sie auch sinnvoll. Handelt es sich dabei nicht um Value, verlierst du damit Geld – wie bei jeder anderen Wette auch.

In diesem Zusammenhang solltest du alleine schon deshalb stutzig werden, weil der Wettanbieter dir diese Funktion überhaupt erst anbietet. Er täte das schließlich nicht, wenn er dahinter nicht ein gutes Geschäft vermutete.

Dazu handelt es sich bei der Cash Out-Funktion um einen alten Hut: Aus einer bestimmten Position konntest du dich mit Hilfe von Wettbörsen schon immer heraustraden. Zwar ist es bequem, die Cash Out-Funktion beim selben Buchmacher zu nutzen, aber um Value zu erhalten, benötigst du die bestmögliche Wettquote.

2. Risikomanagement

Insbesondere Gelegenheitswetter geraten bei Wetten mit exorbitanten Quoten in eine interessante Bredouille, der sie sich nicht selten gar nicht bewusst sind. Vor Saisonbeginn hättest du für eine Wette auf Leicester als Meister in der Premier League 2015/16 beispielsweise bei Skybet eine Quote von 5001 bekommen. Nehmen wir einmal an, du hättest vor der Saison zu dieser Quote einen Euro auf Leicester als Meister gesetzt.

Da du derzeit (17. 3. 2016) die Meisterschaft Leicesters für 1.83 auf Betfair layen kannst (was bei 5% Kommission effektiv auf eine gerundete Back-Quote von 2.145 hinausläuft¹), ist diese Position derzeit ca. 2670 Euro wert, wenn du dich jetzt heraustradest:

Wette	Wetteinsatz	Quote	L. Meister	L nicht Meister
Leicester Meister	1.00 €	5001
Leicester nicht Meister	2,331.46 €	2.145
Summe	-	-

Wenn du die Wette also laufen lässt, riskierst du zu diesem Zeitpunkt effektiv 2670 Euro, um deine Wette auf die Meisterschaft Leicesters zu gewinnen. Bei fast allen Gelegenheitswettern ist dies ein Betrag, der weit mehr als 95% ihres verfügbaren Wettkapitals darstellen wird.

Einen so hohen Anteil deines Wettkapitals solltest du niemals riskieren, und dich deshalb aus dieser Position heraustraden, selbst wenn du die Quote für die Gegenwette nicht für Value hältst.

Zwar meinen viele Leute in solchen Situationen, dass sie ja nur den ursprünglich gesetzten Betrag riskieren (im Beispiel hier also einen Euro), allerdings ist das eine unsinnige Betrachtungsweise. Da du deine Wette im Moment für ca. 2800 Euro verkaufen könntest (ähnlich wie bei einer Aktie), riskierst du damit im Moment auch genau diesen Betrag².

Persönlich würde ich niemals mehr als 1% meines verfügbaren Kapitals für eine einzelne Wette riskieren. Es wäre also in Ordnung (und vermutlich sogar ratsam), die Wette dann laufen zu lassen, wenn du über 280.000 Euro Kapital verfügst.

Fazit

Zwar benötigst du unbedingt Value, um mit Wetten langfristig Gewinn zu machen – und enstprechend solltest du auch bei Cash Out-Wetten darauf achten. Allerdings ist Value niemals reiner Selbstzweck – korrektes Risikomanagement ist im Einzelfall immer wichtiger, um deinen langfristigen Erfolg nicht zu gefährden.

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Fußnoten:

¹ Um für eine Lay-Quote die entsprechende Backquote zu berechnen, verwendest du diese Formel:
1 / (Layquote -1) + 1 = Backquote.

Um die Kommission zu einzuberechnen, teile (Layquote -1) durch (100% - Kommission in %).

² Diese irrige Vorstellung ist auch unter Casinospielern immer wieder anzutreffen - mit dem Geld der Bank spielen lautet da das geflügelte Wort.